Kino-Schwein
 

Ein Schwein im Kino

Nach mittlerweilen 10 Jahren kennt wohl jeder den Film „Ein Schweinchen namens Babe“ oder hat zumindest schon mal was davon gehört. Ob jemand nun Filme mit sprechenden Tieren mag oder nicht, das ist seine Sache, doch irgendwie hat das kleine rosa Kerlchen mit seinen schwarzen Ohrspitzen Kult bekommen.

Damals wußte ich das natürlich noch nicht; für mich war nur klar: ich muss in diesen Film ! Da ich seit frühester Kindheit einen Faible für Schweine habe – mit 4 Jahren hatte ich mal ein Ferkelchen namens Ferdinand zur Aufzucht. Zusammen mit einer Freundin haben wir es mit Milupa großgezogen und im Puppenwagen spazieren gefahren; weil wir es so gut fütterten wurde es immer aktiver und sprang aus dem Wagerl ... und wurde von dem hinteren Reifen eines Traktor platt gewalzt (das nur am Rande) – und diese Tiere ja auch die Begleiter der verschiedensten Göttinen sind (z.B. Freya, Astarte und Demeter), haben sie ihren „verschmutzten Eckplatz“ in der heutigen sauber-aufgeräumten Welt nicht verdient.

Einer meiner besten Zuhöhrer, wenn ich Sorgen, Probleme oder auch neue Pläne habe ist Amadeus, mein Schlafschwein, der mit mir schon fast alle griechischen Inseln bereiste, die Westküste der Türkei und sogar mit mir den Nil befuhr.

Daher war es für mich Ehrensache, dass mein Amadeus mich ins Kino begleiten durfte; es war Winter und ich hatte ihn in meiner Jacke stecken – allerdings schaute der Kopf heraus. An der Kinokasse wurde ich von der Chefin gleich als „schrullig“ wiedererkannt – ich hatte dort mal als Platzanweiserin ausgeholfen und war mehr als einmal Anlaß für Kopfschütteln  - und somit kümmerte sich auch niemand um meinen Begleiter (aus Höflichkeit mußte ich für ihn auch keine Kinokarte lösen).

Es war die Nachmittagsvorstellung und das Kino war fast leer; so hatte ich Platz und konnte mir einen Mittelsitz in den vorderen Reihen suchen und hatte die Leinwand vor mir ganz für mich allein – Amadeus saß mal auf meinen ausgestreckten Beinen, mal sprang er auf eine der Armlehnen oder auf das Kopfende des vorderen Sitzes (er ist eben genauso ein „Unruhegeist“ wie ich).

Direkt hinter mir hatte eine Mutter mit ihrem ca. 4 jährigen Sohn Platz genommen. Während des Filmes – gerade bei ruhigen Passagen – hörte ich wie der Bub der Mutter zuflüsterte: „Mama, die Frau da vorne hat ein Schwein dabei“. Die Antwort der Mutter war sehr pragmatisch: „Schau auf die Leinwand, wenn ich schon teure Karten kaufe und glotze nicht nach den anderen Leuten“. Der Junge war eine zeitlang still, doch ließ ihn das seltsame Schauspiel vor ihm keine Ruhe ... „Mama, schau doch, da ist wirklich ein Schwein und das schaut sich den Film an“, „Jetzt gib aber Ruhe, sonst gehen wir gleich aus dem Kino, wenn Dich das sprechende Schwein auf der Leinwand nicht interessiert“. Der Bub tat mir wirklich leid; ich wollte allerdings den Film nicht stören und lauschte nur ab und zu nach hinten. Außer dem beleidigten und frustieren Schnaufen des Jungen war nichts mehr zu hören.

Als dann der Abspann lief drehten Amadeus und ich uns zu dem Jungen um: „Natürlich ist hier ein Schwein und es hat mich begleitet, weil es auch Babe sehen wollte“; der Junge strahlte. „Siehst Du Mama, ich hab doch gesagt, die Frau hat ein Schwein dabei; schau mal, wie es sich bewegt und es schaut mich an“ – nach jahrelangem Training sind Amadeus und ich so eingespielt wie professionelle Puppenspieler und im Zwielicht eines Kinoraums können da ohne weiteres Fantasien frei werden. Der Mutter schießt die Scham- (weil sie ihren Sohn ohne Grund gemaßregelt hat) und die Zornesröte (weil sie sich von mir überrumpelt fühlte) ins Gesicht und sie zischt unverständliche Laute, schnappt die Hand ihres Sohnes und zerrt ihn die Stufen hinunter. Eigentlich wollte sich der Kleine noch mit Amadeus unterhalten, doch das fand die Mutter nicht so gut.

Das Plüschschwein hat den Jungen dann noch nachgewunken und auf dem Nachhauseweg hatten Amadeus und ich nicht nur über den Film zu diskutieren, sondern auch über das seltsame Verhalten dieser Menschenmutter, die keinerlei Gefühl für die Sensibilität und Fantasie ihres Kindes hatte – armer kleiner Mann !!!

Was hat es da meine „Räuberbande“ gut, dass die alle Freiheiten eines Auslebens bei mir haben, die man sich nur vorstellen kann.

BullUp19

 


 

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